Im Schatten des Fünfecks

Über uns

Foto: Jacob Schroter

Unser Ausgangspunkt:  »Die Geschichtsschreibung im Fußball wird von Männern dominiert« – stimmt das eigentlich?

Fanforschung, Politik- und Kulturwissenschaft liefern zu derartigen Fragen in regelmäßigen Abständen neue und interessante Theorien und empirische Ergebnisse; am Ort des Geschehens – den Stadien und Fankurven – kommt davon allerdings recht wenig an. Diese Lücke möchte unser Projekt schließen. Vor fast drei Jahren startete daher eine Projektinitiative unter dem Arbeitstitel »Kick it like?«, später dann unter dem Label »Im Schatten des Fünfecks« (in Anlehnung an das Logo des Bezugsvereins) die Arbeit zum Thema Mädchen und Frauen im Leipziger Fußball.

Wer in Büchern zum Thema blättert, der findet Mädchen und Frauen auf einigen Fotografien, wie sie am Spielfeldrand inmitten von männlichen Fans das Spiel beobachten. In Zeitungen und Zeitschriften gibt es einige wenige Aufnahmen, die das erste 1969 gegründete Leipziger Frauenfußballteam – das der BSG Chemie – zeigen. Im Vereinsarchiv und im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig existieren nur Fotografien von wenigen Frauenfußballmannschaften. Wer sind sie? Welche Rolle spielten und spielen sie im Verein? Wie erlebten sie Fußball und den Verein? Wie erleben Mädchen und Frauen heute Fußball in Leipzig?

Im Mittelpunkt der ersten Recherchen 2020 stand die Situation von Frauen im Stadion, auf dem Rasen und den Rängen. Der Umgang mit Rollenbildern und Klischees gehörte ebenso dazu wie das reale Stadionerlebnis, die Erfahrungen des Fanseins als Mutter oder die Verbindung von Fußball, Familie und Beruf. Schnell wurde klar, dass sehr viele bisher unerzählte Geschichten als auch ungesehene Fotografien existieren, die aufgearbeitet werden müssen, weil sie einen wesentlichen Teil der Vereins- und Stadtgeschichte darstellen.

Hier setzt »Im Schatten des Fünfecks« an und möchte exemplarisch für den Leipziger und Leutzscher Fußball, die vielen bislang unsichtbaren Geschichten zeigen, die einen wichtigen Teil der Kultur-, Sport- und Stadtgeschichte ausmachen. Denn Frauen und Mädchen waren schon immer Teil des Fußballgeschehens und diese Seite der Geschichte muss endlich Eingang in das gesellschaftliche, soziale und kulturelle Gedächtnis finden.

Die Frage, warum wir uns auf die Suche nach den Frauen um Fußball machen, wurde uns oft gestellt. Mal interessiert und offen, zumeist aber mit einem spöttischen Lächeln und offensichtlicher Geringschätzung; die Ressentiments über Frauen, die weder »richtig« spielen können, noch echte Fans seien, schlugen uns als klassische Vorurteile entgegen.

Mittlerweile hat die als kleines Forschungsprojekt gestartete Initiative jedoch einiges erreicht. Aus der Mikrogeschichtsschreibung ist ein relevantes und nachgefragtes Projekt entstanden. Eine 84-seitige Broschüre dokumentiert die vielen Ergebnisse unserer Nachforschung. Unzählige Interviews mit Zeitzeuginnen wurden geführt, Archive wurden durchforstet, Fotoalben gesichtet. In einem mehrteiligen Podcast mit dem gleichnamigen Titel »Im Schatten des Fünfecks« kommen die ProtagonistInnen von einst zu Wort.

Die nunmehr durchgeführte Ausstellung, das Rahmenprogramm sowie diese Webseite sollten den momentanen Zwischenstand der stadtgeschichtlichen und sporthistorischen Erforschung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. »Wir wollen raus aus der Nische »Fußball«., denn die Projektergebnisse – die Sichtbarmachung von Mädchen und Frauen, die Forderung nach Gleichberechtigung und das Versprechen auf Chancengleichheit – besitzen durchaus das Potential, um auf andere gesellschaftliche Bereiche angewandt zu werden, sei es in der Kunst, in der Kultur oder der Wissenschaft.« 

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