zum Fußball von Mädchen und Frauen bei der BSG, in Leipzig und darum herum

Eine erste Chronik

1967

NOVEMBER

Im November schreibt Waltraud Horn einen Brief an den Deutschen Fußball-Verband mit der Bitte, eine Frauenfußballmannschaft in Leipzig zu unterstützen.

Der Verbandspräsident Helmut Riedel antwortet: »Ihr Brief hat mir sehr viel Freude bereitet, und ich hatte Gelegenheit, ihn anlässlich der Jahresabschlussfeier der Fußballnationalmannschaft der DDR im Hotel Astoria am Sonntag, dem 10.12.1967, vorzulesen. Spieler und Funktionäre waren über Ihr Interesse am Fußballsport sehr erfreut. Allerdings glaube ich nicht, dass wir uns in absehbarer Zeit mit Frauenfußball in der DDR befassen werden, aber es gibt ja bereits bei uns im Fußball schon weibliche Schiedsrichter, die vor allem für die Leitung von Jugendspielen eingesetzt werden. Vielleicht könnten Sie an einem Lehrgang für Schiedsrichter teilnehmen, um so in enger Verbindung mit dem Fußballsport zu stehen. Überlegen Sie sich das bitte einmal, vielleicht wird Ihr Name eines Tages auf diesem Gebiet bekannt.«

1968

februar

Gründung der BSG Empor Dresden-Mitte unter Anleitung des aus Bulgarien stammenden Trainers Wladimir Zwetkov, gilt als erstes DDR-Frauenfußballteam.

16. juni

Spiel der BSG Empor Dresden-Mitte gegen BSG Lok Leipzig Nordost 3:2 vor 400 Zuschauer:innen. Material zur Frauenfußballmannschaft von Lok Nordost ist bisher noch nicht gefunden worden.

3. Oktober

Waltraud Horn fragt bei der BSG schriftlich an, ob Chemie Interesse an einer Frauenfußballmannschaft besitzt.

9. Oktober

Antwortschreiben der BSG Chemie, darin erklärt sich Sektionsleiter Karl-Heinz Plättner interessiert an einer Frauenmannschaft.

5. november

Gespräch von Waltraud Horn mit dem Chemie-Geschäftsführer Georg Bloß in der Geschäftsstelle im Georg-Schwarz-Sportpark zur Gründung einer Frauenfußballmannschaft.

1969

februar

Trainingsauftakt des Frauenteams bei der BSG Chemie Leipzig mit zuerst drei Spielerinnen. Trainer ist Paul Horn, der Vater von Waltraud Horn. Das Training findet am Sonntagvormittag auf der Festwiese statt, ab Mitte der 1970er Jahre zwei Mal die Woche auf dem Sportplatz am Cottaweg (heute: BSV Schönau 1983), später auf dem Hartplatz hinter der Tribüne auf dem Gelände des Georg-Schwarz-Sportparks.

4. August

Erstes offizielles und genehmigtes Frauenfußballspiel in der DDR im Rahmen von »50 Jahre Fußball in Possendorf«:

BSG Empor Dresden-Mitte gegen BSG Empor Possendorf 0:2
vor 1.600 Zuschauer:innen.

12. August

In der Sportzeitschrift »Fuwo« berichtet Waltraud Horn über die BSG Chemie unter der Überschrift »Vor dem ersten Großereignis«:

»Wir wollen alles daransetzen, um beide Dresdner Mannschaften zu schlagen und Leipzig würdig zu vertreten. Als Kapitän habe ich mir das Ziel gestellt, eine kombinierte Frauenmannschaft Chemie/ 1. FC Lokomotive zu bilden, um den Männern zu beweisen, dass man sich nicht nur am Biertisch, sondern auch auf dem grünen Rasen und vor allem im persönlichen Leben vertragen kann und muss. Eine bessere Verständigung zwischen beiden Anhänger-Mannschaften wäre unserer Stadt ohne Zweifel von Vorteil.«

Teamfoto der BSG Chemie Leipzig:

Stehend von Links: Trainer Horn, Waltraud Horn, Widder, Hunger, Böhm, Rümmler, Dietrich, Betreuer Lange
Kniend von links: Kerstin Rotthacker, Sorge, Maria Perschneck, Scharmacher, Ursula Heinrich und Bärbel Feige.
Es fehlen: Küchler, Neitzel, Schwimmer, Brigitte Parade

13. september

Offizieller Gründungstermin der Frauenfußballmannschaft bei der BSG Chemie Leipzig.

20. september

BSG Chemie tritt erstmals bei einem Turnier in Dresden gegen die BSG Empor Dresden-Mitte sowie BSG Pentacon Dresden an und belegt den 2. Platz hinter Empor.

1970

9. mai

BSG LVB – BSG Chemie 1:2 vor 1.000 Zuschauer:innen

Die Bezirksliga 1970/71 besteht aus: BSG Chemie Leipzig, BSG LVB Leipzig, BSG Lok Nordost Leipzig.

dezember

Ende des Monats bebildert die DDR-Wochenzeitschrift »Wochenpost« einen Artikel über Fußballspielerinnen mit der Überschrift »Charmante Mädchen – unterwegs von Tor zu Tor« mit einer Fotostrecke über die BSG Chemie Leipzig im Georg-Schwarz-Sportpark.

(Foto Ernst Ludwig Bach, @picture alliance)

1971

8. mÄrz

Internationaler Frauentag: Gründung von BSG Turbine Potsdam,
insgesamt existieren bereits 150 Teams in der DDR.

In der DDR-Fußball-Spielordnung ist erstmals Frauenfußball innerhalb der Kommission Freizeit- und Erholungssport vertreten. Die Spielzeit beträgt 2 x 30 Minuten auf dem Großfeld mit einem »normalen« Fußball – allerdings nicht mit Fußballschuhen.

1972

2. juli

BSG Chemie Leipzig – BSG Chemie Zwenkau 1:0

Aufstellung Chemie: Christine Mussig, Renate Brückner, Angelika Burke, Christiane Friedrich, Maria Perschneck, Brigitte Parade, Petra Schmelstedt, Liane Wiedenhöft, Renate Wittig, Kerstin Rotthacker, Ina Paul, Ursula Heinrich, Bärbel Feige, Christine Herold

Übungsleiter: Klaus Krämer,
Betreuer: Karl-Heinz Baumgart

17. september

Erstes Internationales Frauenfußball-Hallenturnier in Neubrandenburg, größtes Hallenturnier in der DDR bis 1990, Ausrichter ist die BSG des VEB Nahrungsgütermaschinenbau; ab 1973 mit Turbine Potsdam, Chemie Leipzig sowie tschechoslowakischen und polnischen Spitzenteams.

1974

BSG Chemie gewinnt den Bezirksmeistertitel 1972/73 mit sieben Siegen und einem Unentschieden bei acht Spielen und einem Torverhältnis von 65:0.

1975

1. juni

Frauenfußballturnier im Karl-Enders-Sportpark mit zehn Teams:

  1. BSG Elfe Berlin
  2. BSG Chemie Leipzig
  3. BSG Fortschritt Meißen-West
  4. BSG Sachsenring Zwickau
  5. BSG Lok Dresden
  6. BSG Traktor Nitzschen

auch dabei Lok Altenburg und LVB.

28. juni

BSG Chemie – BSG Sachsenring Zwickau 9:0

1976

Sieger beim NGMB-Hallenturnier in Neubrandenburg vor Uhelne sklady Prag,
Spielmodus: 6 Spielerinnen, 4 Auswechselspielerinnen, 2 x 10 Minuten

1977

Sieger beim NGMB-Hallenturnier in Neubrandenburg vor Turbine Potsdam. Karl-Heinz Baumgart berichtet über die Frauenfußballmannschaft der BSG Chemie Leipzig:

»Seit Bestehen unserer Frauenfußballmannschaft (13. September 1969) trug sie 181 Spiele aus, dabei wurde 136 x gewonnen, 16 x unentschieden gespielt und nur 29 Spiele verloren. Es wurde ein Torverhältnis von 770:136 erreicht. Trotz relativ vieler Gegenstimmen, sind wir überzeugt, dass der Frauenfußball im Rahmen unserer sozialistischen Sportbewegung einen entsprechenden Plan ein nehmen wird, bzw. bereits einnimmt.«

BSG Chemie: Birgit Rost, Sylvia Hohn (K), Johanna Schreiber, Hannelore Hänsel, Monika Geissler, Brigitte Parade, Dagmar Neumann, Angelika Heimann, Birgit Riedel, Christine Sekoll, Christine Herold, Sabine Tannewitz, Barbara Nebe, Claudia Sekreiner, Karin Sekupann, Heike Eckstein, Uta Raschkowski, Kerstin Hanitzsch
Übungsleiter: Peter Sothmann und Eberhardt John
Mannschaftsbetreuer: Karl-Heinz Baumgart

1978

21. Januar

Hallenbezirksmeisterschaft:
Leipzig mit BSG Chemie, BSG Lok Beucha, BSG Robotron Leipzig,
BSG Traktor Nitzschen

Finale: BSG Chemie – BSG Lok Beucha 4:0

10. Juni

BSG Chemie – BSG Sachsenring Zwickau 9:0

1979

Januar

Bezirkshallenmeisterschaft Leipzig

  1. BSG Chemie Leipzig
  2. BSG Lok Altenburg
  3. BSG Rotation 1950 Leipzig
  4. BSG Traktor Nischen
  5. BSG Chemie Leipzig II
  6. BSG Robotron Leipzig
  7. BSG Lok Beucha

Beschluss des VI. Verbandstages des DDR-Fußballverbandes:
Einführung der überregionalen Bestenermittlung (der Begriff Meisterschaft wird damit umgangen) im Frauenfußball.

1980

februar

Bezirkshallenmeisterschaft

  1. BSG Chemie Leipzig - 5 Spiele, 5 Siege, Torverhältnis 38:1
  2. BSG Rotation 1950 Leipzig
  3. BSG Lok Altenburg
  4. BSG Lok Beucha,
  5. BSG Robotron Leipzig
  6. BSG Medizin Markkleeberg

2. märz

Chemie – BSG Medizin Markkleeberg 21:0

14. Juni

Bezirkspokalfinale in Kulkwitz
BSG Rotation 1950 Leipzig – BSG Chemie Leipzig 3:2
Tore: 1:0 Carolin, 2:0 Freyer, 3:0 Kornahl 3:1 Neumann, 3:2 Thust

1981

12. april

Turnier Pokal der »Freien Erde« in Neubrandenburg Finale:
Chemie – BSG NGMB Neubrandenburg 4:0

Abschlusstabelle Bezirksliga Großfeld

  1. BSG Chemie Leipzig
  2. BSG Lok Altenburg
  3. BSG Medizin Markkleeberg
  4. BSG Turbine Markranstädt

Abschlusstabelle Bezirksliga Kleinfeld

  1. BSG Lok Altenburg
  2. SG Medizin Markkleeberg
  3. BSG Chemie Leipzig
  4. BSG Turbine Markranstädt
  5. SG Lausen
  6. BSG Robotron Leipzig

20. Juni

FDGB-Bezirkspokalfinale in Löbnitz
BSG Lok Altenburg – BSG Chemie Leipzig 0:4

1982

23. januar

Hallen-Bestenermittlung

Finale: BSG Chemie – BSG Lok Altenburg 9:1
Beste Torschützin: Beate Carolin

24. januar

Hallenturnier in Schwarzenberg

Finale: BSG Chemie – BSG Lok Altenburg 5:4 n. N.

Abschlusstabelle Bezirksliga

  1. BSG Chemie Leipzig, 12:0 Punkte
  2. BSG Medizin Markkleeberg, 4:8 Punkte
  3. BSG Motor Altenburg, 2:10 Punkte

12. juni

FDGB-Bezirksfinale in Wurzen

BSG Chemie Leipzig – BSG Lok Altenburg 8:0
Tore: Carolin 2, Schumann 2, Heimann, Winsch, Milde, Thunt

2./3. oktober

DFV-Bestenermittlung, Endrunde in Lauchhammer, 1500 Zuschauer:innen

3. Platz: BSG Chemie hinter Turbine Potsdam als Meisterin und BSG Chemie PCK Schwedt

1983

13. februar

Hallen-Bestenermittlung in Neubrandenburg

Finale: BSG Chemie Leipzig – BSG Wismut Karl-Marx-Stadt 3:2

19. Februar

Hallen-Bezirksmeisterschaften

1. Platz BSG Chemie Leipzig

4. juni

FDGB-Bezirkspokalfinale in Frohburg

BSG Motor Döbeln – BSG Chemie Leipzig 0:8

3. dezember

Erstes Hallenfußballturnier in Leipzig mit den zehn besten DDR-Frauenmannschaften um den Preis des Sportmuseums Leipzig

Finale: BSG Chemie gegen Turbine Potsdam 0:1 vor 800 Zuschauer:innen

Beste Torschützin des Turniers: Barbara Schuring (9 Tore)
Beste Technikerin: Silvia John (beide Chemie)

1984

4./5. Februar

Hallenturnier in Neubrandenburg

Finale: BSG Turbine Potsdam – BSG Chemie Leipzig 1:0

Bezirksmeisterschaft

  1. BSG Chemie Leipzig
  2. BSG Lok Döbeln
  3. BSG Rotation Ost Leipzig

Abschlusstabelle Bezirksliga

  1. BSG Chemie Leipzig, 12:0 Punkte
  2. BSG Medizin Markkleeberg, 4:8 Punkte
  3. BSG Motor Altenburg, 2:10 Punkte

8. Juni

FDGB-Bezirkspokalfinale in Grimma

BSG Chemie Leipzig – BSG Rotation Ost Leipzig 5:0

29./30. september

6. Bestenermittlung (Spielmodus 2 x 20 Minuten) ausgetragen in Colditz und Grimma:

Sieger: Motor Halle, 2. Platz: Turbine Potsdam, 3. Platz: Rotation Schlema, 4. Platz: Post Rostock und auf Platz 5 und somit den letzten Platz BSG Chemie Leipzig (Mit einem Torverhältnis von 0:5)

2.000 Zuschauer:innen, darunter auch der DFV-Generalsekretär Karl Zimmermann

1986

Bezirksmeisterschaft

  1. BSG Chemie Leipzig
  2. BSG Lok Döbeln
  3. BSG Rotation Ost Leipzig

Hallen-Bezirksmeisterschaft Endstand:

  1. BSG Chemie Leipzig
  2. BSG Robotron Leipzig
  3. BSG Lok Altenburg
  4. BSG Lok Döbeln
  5. BSG Rotation Ost Leipzig
  6. BSG Medizin Markkleeberg
  7. SG Dynamo Waldheim

31. mai

Bezirkspokalfinale BSG Chemie – BSG Robotron Leipzig 3:1

1987

5. juni

Bezirksliga 1985/86 Endstand:

  1. BSG Chemie Leipzig
  2. BSG Lok Döbeln
  3. BSG Robotron Leipzig
  4. BSG Rotation Ost Leipzig

Nach der Saison löst sich die Frauenmannschaft der BSG Chemie Leipzig auf.
Viele Spielerinnen gehen zu Rotation Ost (dann zu Post SV Leipzig).

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