Der Autor besuchte ein Spiel von Frauen, die zwei Mal 35 Minuten absolvierten. Teams nennt er nicht, bemerkt allerdings: »Turnerinnen in schmucker Tracht, beschwingte Gymnastik ausführend, können uns entzücken. Baß erstaunt registrieren wir den Willen von Frauen, Fußball spielen zu wollen.« Denn auch hier wird wieder die Definition von »Fußball als Kampfsport des Mannes« vorgebracht. Im Gegensatz zum Fußball der Männer stehen die weiblichen Körper unter besonderer Beobachtung.
Ein 1960 in Dresden ausgetragenes Spiel zweier Frauenteams aus Leipzig und Dresden stellt die »fuwo« ein Jahr später unter die Überschrift »Nicht um das Für und Wider«. Der Artikel hält fest: »Zwar wirken die Bewegungen im Kampf um den Ball noch etwas ungeschickt, aber von Kampfeseifer spricht diese Szene unbedingt.«
Trotz dieser Berichte und gesetzlich verankerter Gleichstellung herrschen im DDR-Leistungssport zu dieser Zeit traditionelle Geschlechterstereotypen vor. Die »Kleine Enzyklopädie: Die Frau« aus dem Jahr 1964 listet die für Frauen ausgeschlossenen Sportarten auf: Boxen, Ringen, Gewichtheben, Skispringen, Radsport (insbesondere Straßenrennen) sowie die Mannschaftssportarten Fußball, Rugby, Eishockey und Wasserball. Dazu heißt es: »Die Überlegenheit der Frau gegenüber dem Mann findet sich vor allem in rhythmisch-harmonischen Bewegungsabläufen.«
All das hält Frauen in der DDR jedoch nicht vom Fußballspielen ab. Mit der Entstehung der ersten, bekannten Teams, wie etwa der BSG Empor Dresden-Mitte, muss innerhalb des Fußballverbandes der DDR (DFV) eine Entscheidung fallen. 1971 erwähnt die DDR-Fußball-Spielordnung erstmals Frauenfußball in der Kommission Freizeit- und Erholungssport. Die Spielzeit beträgt zweimal 30 Minuten auf dem Großfeld; es wird ein Fußball der Größe B benutzt. Eine überregionale Bestenermittlung führt der DFV 1979 ein. Seit 1987 existiert der Wettbewerb um den Pokal des Demokratischen Frauenbundes und im Oktober 1989 findet der erste Lehrgang einer Frauennationalmannschaft in Leipzig statt. Das erste und letzte Spiel gegen die ČSSR verliert die DDR-Auswahl 0:3 im Karl-Liebknecht-Stadion in Potsdam-Babelsberg im Mai 1990.