Die Antwort ist durchaus typisch für die Zeit. Verbandspräsident Helmut Riedel teilt mit, ihr Schreiben sei bei der Jahresabschlussfeier der Männer-Nationalmannschaft verlesen worden. Man bedankt sich freundlich, stellt gleichzeitig aber klar, dass kein Interesse an der Förderung von Frauenfußball bestehe. Stattdessen wird Waltraud Horn nahegelegt, einen Lehrgang als Schiedsrichterin zu absolvieren.
Entmutigen kann diese Antwort Waltraud Horn nicht. Im Gegenteil, sie bleibt hartnäckig: Im Oktober 1968 fragt sie offiziell bei der BSG Chemie Leipzig nach und kurze Zeit später signalisiert der Sektionsleiter des Vereins positive Resonanz. Schon im November gibt es Gespräche in der Leutzscher Geschäftsstelle.
Die ersten Trainingseinheiten mit ihrem Vater Paul Horn als Trainer starten im Februar 1969. Und im September desselben Jahres wird ganz offiziell das erste Frauenteam der BSG Chemie gegründet.